Von der Gitarre zu den Turntables und wieder zurück.

Tja, wie war das damals...? Klar, als Kind hatte ich schon großes Interesse an Musik. Mein Vater hörte in seinen Ateliers immer Cool-Jazz. So Leute wie Oskar Peterson, Ray Charles, oder Django Reinhards.

Das liebte ich und es beeinflusste mich sehr. Außerdem nahmen mich meine Eltern auch mit zu all den Konzerten dieser Künstler, und spätestens als ich dann Lionel Hampton auf der Bühne sah (ich war vielleicht 10 Jahre alt), war es um mich geschehen. Ich wollte auch so etwas machen. Musik machen. Mit einem Instrument die Leute begeistern.

Mein 10 Jahre älterer Bruder spielte schon damals mit einer Band im Keller unseres Hauses. Sicher mehr schlecht als recht, aber dadurch waren immer Instrumente im Haus und ich tat das, was Kinder eben so machen. Ausprobieren.

Nach einigen Versuchen entschied ich mich im Alter von ca. 12/13 für die Gitarre. Auf der zeigte mein Vater mir die ersten Akkorde und den ersten Boogie Woogie. Den habe ich mit dem „Ice Cream Man“ sogar auf meinem Album verewigt.

Es folgten die für damals typischen Peter Bursch Gitarren Bücher und etliche Stunden Privatunterricht bei einem alten Lehrer, der mit sehr viel Geduld und Hingabe versuchte, wenigstens ein kleines bisschen Theorie in meinen Kopf zu bekommen.

Nun wurden auch die Schallplatten meines Bruders interessant für mich. Leute wie Santana, Deep Purple und Brand X überwältigten mich mit ihrer Spielfreude und ihren Ideen für das Songwriting. Die Beatles, oder später auch ZZ Top und Van Halen kamen dazu. Die Möglichkeiten schienen schier unendlich zu sein.

Mit ca. 15 hatte ich dann meine erste eigene Band und wir spielten auf Weihnachtsfeiern, in Jugendzentren oder in Schulaulas.

Bis ich Anfang zwanzig war, ging das so weiter. Nie hätte ich gedacht, nochmal etwas anderes zu machen. Bis…, ja bis ich Mitte der 80er Jahre in Düsseldorf die Clubs für mich entdeckte. Mann, was gab es da eine Vielzahl von Musikstilen und Sounds. Der Hip-Hop und die Housemusic schwappten mit großer Wucht nach Europa.

Außerdem kam gerade eine ganz neue Technik, nämlich das Sampling, auf den Markt. Kleine Fetzen Musik neu aneinander zu reihen, Stimmen zu verfremden und verrückte Beats zu erschaffen, faszinierte mich total. Und diese Jungens mit den Plattenspielern. Die kauften sich einfach eine Schallplatte zweimal und kreierten und arrangierten mit zwei Plattenspielern und einem kleinen Mischpult den Song einfach auf ihre Art ganz neu. Unfassbar!

Das faszinierte mich so sehr, dass ich mir selbst zwei dieser Plattenspieler und ein Pult kaufte. Die legendären Technics MK2.

In dieser Zeit vernachlässigte ich die Gitarre immer häufiger. Bands wollten mich gerade wegen des "Scratchens" haben oder buchten mich für ihre Projekte. Es gab anscheinend nicht so viele Menschen, die diese Technik beherrschten hier in Deutschland.

Es folgten erste große Arrangements. Ich spielte in Bands wie Jean Park oder den Unknown Cases. Letztere hatten damals mit dem Song Masimbabele schon fette Plattenverträge. So kam ich rum in den Studios und auf den Bühnen dieser Welt. Jedenfalls hatte ich den Eindruck, alles richtig gemacht zu haben und scratchte mich durch die Weltgeschichte. In den 90ern hatte ich auch einige Gastauftritte in der Harald Schmidt Show. Dort trat ich mit Künstlern wie Lou Bega, Stefan Raab, Alice Francis und Sido auf. Später war ich auch Gründungsmitglied der Band „Trance Groove“, mit der wir insgesamt 8 Alben produzierten und 1996 einen MTV Award gewannen.

Als im Winter 2010/11 mein älterer Bruder einer schweren Krebserkrankung erlag, erbte ich seine alte USA Stratocaster. Die Trauer über den Verlust und private Probleme sorgten aber dafür, dass sie für ein paar Jahre weiter in ihrem Koffer auf mich warten musste.

Wie einige von Euch wissen, war ich dem Alkohol und auch diversen anderen Drogen in meinem Leben stets sehr zugetan. Ich hatte immer wieder über Jahre lange, trockene Phasen, aber 2017 hatte ich einen massiven Rückfall in alte Gewohnheiten.

Nach einer schweren Trennung und dem Hinwerfen eines lukrativen Jobs ließ ich mich so richtig gehen.

Genau zu dieser Zeit begann ich aber wieder öfter die Gitarre in die Hand zu nehmen und fing an, all meine Wut und meine Enttäuschungen in Songs nieder zu schreiben. Das ging mir komischer Weise echt gut von der Hand. Ich trank und schrieb, und trank und schrieb. Tag um Tag, Nacht um Nacht.

Mein Zeitgefühl existierte im Grunde gar nicht mehr. Irgendwie sprudelte es nur so aus mir raus und im Laufe der Zeit füllten sich Computer und Festplatten mit Demoaufnahmen und Kompositionen. Da ich in meinem Zustand niemanden sehen wollte, spielte ich einfach alle Instrumente selbst. Ich programmierte die Drums Schlag um Schlag, spielte die Bässe und Gitarren und sang sämtliche Stimmen für die Refrains ein.

Als meine Kräfte nach einigen Monaten völlig aufgebraucht waren und mein Zustand eher dem eines Gespenst glich, stoppte ich mein Tun. Ich ging in eine Klinik und stellte das Trinken ein. Wahrscheinlich hat mir diese Entscheidung das Leben gerettet. Es war knapp! Sehr knapp! Ich neige hin und wieder zu extrem selbstzerstörerischem Verhalten. Das habe ich aber schon immer getan. Zu meinem Glück finde ich bis heute dann doch irgendwann noch die Notbremse. Ich erholte mich von dem Irrsinn und legte meine Arbeiten erst mal beiseite.

Ende 2017 stieg ich dann bei Dossche ein. Vor über zwanzig Jahren hatte ich schon mal mit Guido Dossche gearbeitet. Seine Songs überzeugten mich und die Arbeit brachte mich auf andere Gedanken. Ich musste reichlich Songs auswendig lernen. Beschäftigung war gut für mich. Sie hielt mich trocken und ich hatte somit auch endlich wieder ein Engagement als Gitarrist in einer Band.

Als dann 2020 der totale Corona-Lockdown kam und wir Künstler für Monate arbeitslos wurden, fasste ich mir ein Herz und setzte das Projekt „eigenes Rock-Gitarren-Album“ in die Tat um. Ich kramte meine Kompositionen raus und mietete das Tonstudio „3th Place“ der Düsseldorfer Band „The Buggs“. Ich sortierte meine Songs, traf eine Auswahl und packte zig Gitarren und Verstärker ein.

Nur die Besten habe ich mir zur Seite geholt. Meinen guten Freund El Topo als Produzent und musikalischen Leiter, Raoul Walton am Bass, Jan Wienstroer an den Drums und Andy Zingsem als Leadsänger. Der setze auch meine Ideen in puncto Texten brilliant um.

Wir hatten einen Mordsspaß im Studio und lieferten uns gegenseitig ein Rennen was Spielfreude und Können betraf. Einer steckte den Anderen an. Und noch einen drauf, und noch einen, und noch einen. So schafften wir in einigen Monaten ein (wie ich finde) tolles Werk aus 11 Songs, auf das ich sehr stolz bin.

Hört rein und habt viel Spaß dabei. Vielleicht wecken meine Songs ja auch bei Euch Erinnerungen an rockige Tage.

;-)